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05. 05. 2005
Letzte Aktualisierung
am 11. 05. 2019

rauchmelder133

Diese Wappen trug Heinrich Schwenker mit Stolz

32 Jahre,

vom 7.1.1946 bis zum 31.7.1978


Allgemeines aus der Sicht eines “Feuerwehrkindes”:Der Zivilist Heinz

Nach der Grundausbildung zum Feuerwehrmann nahm Heinrich Schwenker vorerst seinen Dienst in der Hauptfeuerwache auf. In den 50er Jahren wechselte er zur Wache 4 in der Neustadt, am Hohentor. Zwischenzeitlich versah er auch Dienst in den Wachen: Bennigsenstraße,  Hemelingen und auch wieder in der Hauptwache, Am Wandram.

Zum Ende der 60er Jahre war wiederum die Wache 4 seine ständige Dienststelle. Im Laufe der langen Dienstzeit wurde er an allen Fahrzeugen und technischem Gerät ausgebildet und erhielt die obligatorische Ausbildung zum Rettungswagenfahrer.

Bedingt durch die Dienstvorschriften und den -plänen, wechselten die Feuerwehrmänner regelmäßig die Einsatzfahrzeuge, um sich somit mit den Eigenarten der Fahrzeuge, deren Technik und deren Modernisierung immer wieder vertraut zu machen, Neues hinzu zu lernen und sich mit dem Umgang des Geräts stets fit zu halten.

Dieses Rotationssystem verhinderte noch einen anderer Aspekt. Es gab Fahrzeuge, die mußten bis zu 20 mal am Tage ausrücken (z. B. der Unfallrettungswagen) und dann gab es Fahrzeuge, die vielleicht gar nicht ausrücken mußten. Andersrum gesagt, gab es Feuerwehrleute die sich ständig im Einsatzstreß befanden und gar nicht wußten, wo ihnen der Kopf stand, und dann gab es welche, die den ganzen Tag auf der “faulen Haut” lagen und warteten, daß es etwas zu tun gab.     DENKSTE.     Der 24 Stundendienst war genau in Arbeits-, Pausen- und Ruhezeiten eingeteilt. Wer nicht im Einsatz war, beteiligte sich laut Dienstplan an Gerätepflege, Instandhaltungen von Gerät und Inventar, an Weiterbildungen und an Reparaturarbeiten von Ausrüstungsteilen von Fahrzeugen, Dienstbekleidung oder -ausrüstung.
Jede Pause, jede Tätigkeit, jedes Mittagessen, jede Schlafstunde und jeder Unterricht konnte von einer Sekunde auf die andere beendet sein, wenn die Glocken zum nächste Einsatz riefen.
Schlugen die Glocken an, lief vieles bei den Feuerwehrmännern -ja fast alles-, automatisch ab und die alarmierten Fahrzeuge verließen innerhalb von 1 bis 2 Minuten den Bereich der Einsatzwache.

weihn_1954_FW2vater1960Ich kann mich da an eine Situation erinnern, die ich wohl nie vergessen werde:
Es war ein Sonntag, ich war ca. 10 Jahre jung und hielt mich für sehr clever. Aus den täglichen Erzählung wußte ich, das Vater auf dem Tender (2. Fahrzeug im Zug) Dienst hatte. Mein Vater hatte frei und erholte sich von einer anstrengenden Nacht bei einem Mittagsschläfchen. Meine Mutter, in der Küche, hatte den 3 Uhr Kaffee fertig und sagte zu mir:” Gehe hin und wecke Papa”. Jetzt kam mein Auftritt. Ich ging zum Küchenschrank, nahm einen Eßteller aus Porzellan und einen Eßlöffel, und begab mich zur Schlafzimmertür, öffnete leise die Tür und gab mit meinen Utensilien FEUERALARM. Ohhh, hab ich mich erschrocken. Mein Vater schoß wie eine Rakete aus dem Bett, rannte auf den Schlafzimmerschrank zu (um wohl seine Stiefel anzuziehen), bekam die enge Kurve nicht richtig, rammte mit linken Schulter die Schranktür. Es der krachte und..... Gott sei dank, er war wach. Ich stand immer noch wie angewurzelt mit  
  Weihnachtsfeier 1954 in der Wache 2         offenem Mund in der Tür und begriff gar                   Heinnrich Schwenker 1960         nicht, was da eben abgelaufen war. Nach einem gehörigen Donnerwetter, mußte ich versprechen, so etwas nie wieder zu tun.
Meine Mutter konnte sich allerdings das Lachen nicht verkneifen.

Fast jeden Tag, wenn Vater Dienst hatte, mußte ich ihm das Mittagessen im “Henkelmann” bringen. Es war ja nicht weit, von der Neckarstraße zum Hohentor. Manchmal mußte ich am Tage auch des öfteren diesen Weg zurück legen. Erst per “Pedes”, später dann mit dem Tretroller. So kam es, daß auch ich bei den Kollegen von Vater bekannt war und leider auch immer bekannter wurde. War Vater im Einsatz, dann mußte ich in die Feuerwehrküche, und den “Henkelmann” in dem dort vorhandenen Wasserbad zum Warmhalten stellen. Als aufgewecktes, phantasievolles und redseliges Kerlchen habe ich nebenbei die Kollegen von Vater   
  unterhalten.   
Bereits nach kurzer Zeit war ich in der Wachabteilung integriert und konnte mich in der Feuerwache frei bewegen. Hatte ich etwas Unrichtiges angestellt, bekam ich die Quittung spätestens am nächsten Morgen gegen 8.30 Uhr, wenn Vater zu Hause eintraf. 
Auch als wir 1961 zur Karl-Lerbs Straße zogen, änderte sich für mich nichts. Im Gegenteil, meine Besuch auf den Wachen wurde immer häufiger. Wir hatten nun endlich ein Telefon und ich ein Fahrrad, damit konnten die  Verbindungen noch besser koordiniert werden.
Obwohl schon damals die “ Kinderarbeit” verboten war, entstand ein regelrechter Pendeldienst, den ich zu verrichten hatte.

Vater war inzwischen Mitglied im Personalrat der Feuerwehr, hatte im Deutschen Beamtenbund eine Organisation für die Berufsfeuerwehr, gegründet und war dort 1. Vorsitzender. Nebenbei verrichtete er noch etwas Parteiarbeit, erst für die FDP und später für die SPD. So war für eine ausreichende Auftragslage gesorgt.
Mit Beginn meiner Lehre im Jahre 1964 mußte mein Bruder Klaus den Pendeldienst übernehmen.

100J_FW-Rathaushalle
Heinrich Schwenker zum Anlass der 100 Jahresfeier der Bremer Feuerwehr in der unteren Halle des Bremer Rathauses

Etwas Wichtiges ist mir noch in Erinnerung geblieben.

Der Beruf des Feuerwehrmann ist nicht einfach. Er ist neben der körperlichen Leistung auch mit vielen schlimmen mentalen Eindrücken verbunden. Jeder Feuerwehrmann wird diese Eindrücke von Erlebten anders verarbeitet haben und noch verarbeiten.

Mein Vater mußte sich alles von der Seele reden. Das tat er morgens beim Frühstück. Hier erfuhren wir, welche Einsätze er am Tage zuvor oder in der Nacht getätigt hatte. In vielen Einzelheiten sprach er über das Erlebte, das Gesehene, über die Bergung von Verletzten, über die Notversorgung von Schwerverletzten, über die, die nicht mehr zu retten waren; über Situationen, in denen die Helfer machtlos waren und vor allem über die Geschehnisse, wo verunglückte Menschen unter den Händen der Retter verstorben sind. Je schlimmer die Einsätze waren, um so mehr schilderte er die einzelnen Details. Wir, als Kinder, fanden das natürlich spannend und aufregend, aber heute weiß ich, daß für meinen Vater diese Erzählungen für die Verarbeitung der teilweise sehr schrecklichen Bilder sehr wichtig war. Im Nachhinein glaube ich auch, das Vater die geleistete Öffentlichkeitsarbeit dazu benutzt hat, um das, im Dienst, Erlebte zu verarbeiten.

Ich wünsche allen Feuerwehrmänner, daß sie ebenfalls einen guten Weg finden, die harten Einsätze zu verarbeiten.

 

 

 Ich danke allen Besuchern für das Interesse an meiner Webseite.