Ein eigener Satz sei mir zu dieser Recherche noch gestattet. Otto Thiede schrieb 148 Feldpostbriefe an seine Familie, die alle erhalten geblieben sind. Briefe, eines 17 jährigen, der durch das Regime eines Wahnsinnigen innerhalb von etwas mehr als drei Jahren von einem Oberschüler zu einer perfekt funktionierenden Kampfmaschine ausgebildet wurde. Briefe, die Zeugnis ablegen, wie und in welcher Weise Menschen manipuliert wurden, deren größter Traum das Fliegen war. Briefe, die aussagen, wie ein Junge zum Mann wird und doch aufzeigen, dass die Jugend drohende Gefahren für Leib und Leben einfach wegwischte, auch noch dann, wenn ehemalige Kameraden und Freunde ihr Leben für das Regime bereits hergeben mußten. Sie wollten nicht wissen nicht, wie nahe sie doch dem Tode standen. Die Inhalte dieser Briefe haben mir eine Frage beantwortet, die lange in mir brannte: “wie konnte dieses Regime die Masse der Bevölkerung so begeistern, dass der überwiegende Teil diesen langen, mörderischen Weg eines “Durchgeknallten” bis zum bitteren Ende mit ging?” Nach dem Lesen dieser Briefe denke ich darüber nicht mehr nach. |