Das amerikanische Kriegsgefangenenlager in T A N N / Bayern. Das Lager “TANN” befand sich in Südostbayern, nahe Passau. Über das Lager selbst habe ich bisher nicht viel herausfinden können. Die amerikanische Kriegsgefangenensammelstelle für deutsche Soldaten war der sogenannte "Marktler Forst". In der Wikipedia heißt es zum Kriegsende in Tann: Am späten Nachmittag des 1. Mai 1945 endete für Tann ohne jegliche Kampfhandlungen der Zweite Weltkrieg. Nach erfolgtem Einmarsch der US-Armee kapitulierte die ungarische Armee, die sich mit Stab und oberster Leitung bis hierher zurückgezogen hatte, vor US-Generalmajor Millikin in einem formellen Zeremoniell am Marktplatz. Auf dem Gebiet der heutigen Mitterfeldstraße, wurde umgehend ein großes Gefangenenlager errichtet. Hier wurden in der Größenordnung von 20-tausend Kriegsgefangene, meist ehemalige Wehrmachtsangehörige durchgeschleust, oder ins Zivilleben entlassen. Soldaten, die hier unter freien Himmel bewacht wurden, verteilte man auf die Lager Burghausen und Tann. Darunter waren auch die Flakmannschaften der Flakstellungen von Ranshofen und Mühldorf. Mühldorf war ja ein wichtiger Industriepunkt und ein KZ-Außenlager für den Bau der Flugwerft im Mettenheimer Forst. Tann war ein sehr kleines Durchgangslager der Amerikaner. Nur wenige hunderte Gefangene wurden hier festgehalten. Das Lager war ein kleine Zeltstadt und es waren nur wenige feste Gebäude vorhanden. Die Bauern des Ortes bekamen von den Amerikaner den Auftrag, für die Kriegsgefangenen die Verpflegung sicherzustellen und dementsprechend regelmäßig Nahrungsmittel abzuliefern. Meine Ermittlungen haben ergeben, das alle, die keine „NS-politischen Ämter während des „Dritten Reiches“ bekleidet hatten und nicht Angehörige der SA oder der SS waren, mit der Auflösung des Lager nach Hause entlassen wurden. Alle, die nicht entlassen wurden, transportierte man in andere Großlager, um sie von dort aus an andere Alliierten zu überstellen oder gar, wenn die letzten Kampfhandlungen des Gefangenen im Osten waren, an die Sowjetarmee als Kriegsgefangenen zu übergeben oder aber, es erfolgte eine Anklage wegen Kriegsverbrechen vor den alliierten Gerichten. Die allgemeinen Zustände in diesem Lager waren, gegen über von anderen Lagern, wohl noch einigermaßen human. Ein Augenzeuge berichtet aus dem Lager TANN: Wir meldeten uns im Rathaus der Stadt Braunau bei einer amerikanischen Wache. Damit waren wir Kriegsgefangene der Alliierten. Wir wurden kurz verhört, registriert und auf einen amerikanischen Militärlastwagen gestellt und über die Innbrücke nach Simbach gefahren. Von dort brachte man uns in ein Gefangenenlager nach Tann. Dort brechen am Mittwoch, dem 16. Mai meine Eintragungen abrupt ab. Was ist über das Gefangenenlager, über die glückliche Heimkehr in der Erinnerung haften geblieben? Jetzt ohne die Gedächtnisstütze eines Minitagebuches. Die Zeit im Lager Tann war kurz, eine oder zwei Wochen. In Tann war ein relativ kleines Gefangenenlager mit einigen Hundert POW´s, wie die amerikanische Abkürzung für Prisoner of War lautete. Nicht vergleichbar mit den Massenlagern etwa in Bad Aibling oder in Heilbronn-Böckingen, wo Tausende Kriegsgefangene zusammengepfercht waren. Angenehm oder gar gemütlich war es auch in Tann nicht. Wir lagen in Zelten, die Nächte waren meist empfindlich kalt. Wenn es regnete, wurde der offene Boden aufgeweicht und schmierig. Mit den Essensrationen konnte man auskommen. Imponierend waren die sauber portionierten und verpackten Breakfast- oder Lunchpakete, die eigentlich nur für die GI´s gedacht waren, aber ab und an auch in unsere Hände kamen. Erstaunt waren wir über die technische Ausstattung der amerikanischen Armee. Jeep, Dodge, Truck oder wie die Fahrzeuge sonst noch hießen, alle waren perfekt geländegängige und straßentaugliche Fahrzeuge. Jedes hatte ein oder zwei gefüllte Reservekanister angeschnallt. Benzin, bei der deutschen Wehrmacht in den letzten Kriegswochen eine begehrte Rarität, gab es in Hülle und Fülle. Mächtig beeindruckt war ich auch, als ich zum ersten Mal dunkelhäutige GI´s am Steuer der US-Fahrzeuge sah. Sicher hatte ich in Bildern und Filmen schon "Neger" gesehen. Der jetzige Anblick solcher Menschen in amerikanischen Uniformen, inmitten weißer Soldaten, war mir ganz neu. Es war ein kurzer aber tief greifender Prozess, der mich weg von der diskriminierenden Rassentheorie im 3. Reich zu der Erkenntnis führte, dass das auch Menschen aus Fleisch und Blut und mit Gefühlen sind - wie wir. Von der kurzen Zeit im Kriegsgefangenenlager blieb sonst nicht viel haften. Unsere Hauptbeschäftigung war warten. Warten zum Beispiel bis man aufgerufen wurde, zu einer ärztlichen Untersuchung ins Sanitätszelt zu kommen. Kernpunkt dieser Untersuchung war ein Ein- oder Abstäuben mit weißem Pulver. Es war DDT und sollte Läuse und was es sonst noch an Ungeziefer gab, abtöten, was es wohl auch tat. Aus heutiger Erkenntnis über DDT oder anderer Insektenvernichtungsmittel, war es ein Wunder, dass wir diese Prozedur unbeschädigt überstanden. Nicht in ein Sanitätszelt, sondern in ein festes Haus der Lagerleitung gerufen zu werden, bedeutete Vernehmung. Als Ergebnis kam im günstigsten Fall die Entlassung heraus oder weitere Ungewissheit über den Fortgang der Gefangenschaft. Im Lager wurde gemunkelt, der vernehmende Captain sei ein Jude, er spreche ausgezeichnet deutsch, wahrscheinlich, weil er in Deutschland geboren und aufgewachsen sei. Als ich ihm gegenüber stand, gab es den zweiten Rassenschock für mich innerhalb kurzer Zeit. Ein ganz normales Gesicht, keine Spur einer breiten, gekrümmten Judennase, kein bisschen schmuddelig, so gar nicht dem Bild des Juden entsprechend, das mir in Schrift, Bild und in unzähligen Schulungsabenden von der "Pimpfenzeit" im Schulunterricht, insbesondere im Fach Weltanschauung, später dann in der HJ, im Wehrertüchtigungslager und beim RAD vorgezeichnet wurde. Während meiner Recherchen zu diesem Abschnitt habe ich schlimme Dinge lesen müssen und ich muß gestehen, dass sich mein Bild, das ich bisher von den amerikanischen Truppen gehabt habe, sehr stark negativ verändert hat. Nicht nur wegen der Zustände in den Gefangenen-Großlagern nach dem 2. Weltkrieg. Nein, wenn ich die Behandlung der Kriegsgefangenen des 2. Weltkrieges mit den Berichten über Kriegsgefangene der nachfolgenden Kriege wie Korea, Vietnam, Golfkrieg, Afghanistan und dem Irak, sowie den Nachrichten aus dem Gefangenenlager auf Kuba vergleiche, werde ich sehr, sehr nachdenklich. Nicht vergessen möchte ich dabei die Geschehnisse während der früheren Indianerkriege und die Behandlung der schwarzen Bevölkerung der Vereinigten Staaten von Amerika hinein bis in die 60ziger Jahre des 20. Jahrhundert, ja, vereinzelt sogar bis heute. Ich sehe ein durchgehendes Band von Verachtung und Unmenschlichkeit gegen den jeweiligen unterlegenden Kontrahenten von dem Zeitpunkt der Besiedlung von Nordamerika durch die „Weißen“; bis zum heutigen Tage.. Ich bin mir darüber im Klaren, das es dieses Band der Verachtung und Unmenschlichkeit überall auf der Welt gab und leider noch an vielen Orten unserer schönen Welt gibt. Es ändert aber nichts daran, dass sich mein persönliches Bild von den amerikanischen Truppen zum Negativen verändert hat. Als Kind sah ich die amerikanischen Besatzungstruppen bisher nur als freundlich vorbeifahrende junge Männer, die lachend Bonbon und Schokolade aus den Kraftfahrzeugfenstern geworfen haben. Diese Bild hatte sich tief in mein Gedächtnis verankert. Aus einem anderen Lager ist mir ein weiterer Augenzeugenbericht zur Verfügung gestellt worden. Danke, Gecko. Er war als Kriegsgefangener in einem amerikanischen Lager und schrieb seine Eindrücke nieder. Wir danken herzlichst für diese Zeilen. Leider war die Mailadresse des Absenders nicht korrekt, so dass wir uns auf diesem Wege bedanken möchten. Grausige Zustände Ich bin Jahrgang 1924 und als Angehöriger der 5 Fallschirmjäger Division am 20 April 1945 knapp drei Wochen vor der deutschen Kapitulation nach fluchtartigem Rückzug aus Frankreich im Harz bei Quedlinburg von Amerikanern gefangen genommen worden Ein paar Tage später wurden wir Gefangene in offenen belgischen Kohlenwaggons mit je etwa 60 Mann Schulter an Schulter stehend ohne Verpflegung, ohne Wasser und natürlich ohne Toiletten in rund 24 Stunden nach Bretzenheim bei Bad Kreuznach gekarrt und auf offener Strecke ausgeladen. Fast alle Männer hatten vom Stehen Wasser in den Beinen und konnten kaum noch gehen. Das Gefangenenlager war ein vom Regen durchweichter nackter Acker, Stacheldraht umzäunt, ohne ein einziges Zelt oder gar Gebäude. Wir lagen auf dem schlammigen Ackerboden, Körper an Körper, weil nur je drei Mann eine Wolldecke hatten. Es gab ansonsten kein Trinkwasser und keine Verpflegung. Die Latrine war eine mit einem Bulldozer ausgehobene, etwa von der Größe wie zwei Zimmer, große Grube, ohne Randbefestigung und ohne Sitzgelegenheiten. Wer in diese Grube fiel, ertrank in den Fäkalien. Wasser zum Waschen gab es nicht. Jeden Morgen gingen Sanitäter durch die endlosen Reihen der Liegenden und stießen diejenigen mit dem Fuß an, von denen sie glaubten, daß sie tot waren. Nach der ersten Nacht wurden angeblich 120 Tote deutsche Landser gezählt. Nach Tagen gab es das erste Trinkwasser und dann später die erste "Verpflegung": etwa 50 Mann ein Weißbrot und für jeden je einen Teelöffel Kaffeepulver, Eipulver, Milchpulver und Zucker. In diesem Lager bin ich bis zu meiner offiziellen Entlassung am 12 Juni 1945 geblieben. |